Sie soll mit Artgenosse „Malte“ künftig für Nachwuchs sorgen
Köln, 7. November 2024. Sie bringt 1 Tonne auf die Waage – und hoffentlich künftig Artgenosse „Malte“ zu Höchstleistung: Spitzmaulnashorn-Kuh „Hazina“ ist neu in den Kölner Zoo gezogen. Nach einer Zeit der Eingewöhnung und des gegenseitigen Kennenlernens soll „Hazina“ künftig zusammen mit Spitzmalnashorn-Bulle „Malte“ für Nachwuchs bei dieser hochbedrohten Art sorgen. „Hazina“ kam vergangene Woche aus dem Zoo in Doue-la-Fontaine, Frankreich, an den Rhein. Sie hat den Transport gut überstanden und wurde von Tierpflegerinnen aus ihrem Heimatzoo begleitet, was ihr die Eingewöhnung erleichterte. „Hazina“ findet sich auf ihrer neuen Anlage gut zurecht und zeigt sich mehr und mehr auch im Außenbereich.
Die Kuh wurde am 19. Juni 2017 im Chester Zoo, Großbritannien, geboren. Mutter „Kitani“ ist 27 Jahre alt und lebt bis heute in Chester. Vater „Magadi“ ist 2022 im Zoo von Port Lamphe, ebenfalls Großbritannien, verstorben. Sowohl „Hazina“ als auch der vor zwei Monaten aus Rotterdam nach Köln gezogene „Malte“ wurden dem Kölner Zoo vom europäischen Zuchtbuchkoordinator für diese Art zugewiesen. Ausschlaggebend für die Auswahl waren Alter, Charakter und genetische Voraussetzungen. Das große Ziel ist, in Köln für Nachwuchs bei dieser vom Aussterben bedrohten Art zu sorgen.
In der Ruhe liegt die Kraft – tonnenschwerer Balanceakt im Liebesspiel
Kuh und Bulle stehen kurz vor der Geschlechtsreife. Es wird aber noch dauern, bis sich Nachwuchs einstellen kann. Beide Tiere sollen sich in Köln in aller Ruhe eingewöhnen. Zudem müssen sich die Tiere erst kennenlernen und später auch das Paarungsverhalten üben. Gut Ding will also auch hier Weile haben. Als Einzelgänger kommen Spitzmaulnashörner nur zusammen, wenn das Weibchen begattungsbereit ist. Der Kölner Zoo wird künftig mit regelmäßigen Hormonanalysen checken, ab wann „Hazina“ im Östrus ist.
Auch das Verhalten der Tiere gibt Aufschluss über die Paarungsbereitschaft – so z.B., wenn beide verstärkt Interesse aneinander zeigen. Für junge Tiere wie „Hazina“ und „Malte“ ist die Situation aber noch neu und gewöhnungsbedürftig. Junge Kühe zeigen anfangs oft Respekt vor liebestollen Bullen. „Malte“ wiederum muss erst lernen, richtig „aufzureiten“. Ein Balanceakt im wahrsten Sinne des Wortes für den mehr als 1 Tonne wiegenden Bullen! Die Verantwortlichen des Zoos geben „Hazina“ und „Malte“ ganz viel Zeit für all dies.
Zoo investiert massiv für Erhaltungszucht
Um die Erhaltungszucht starten zu können, hat der Kölner Zoo 2023 eine neue Nashornanlage rund um die historischen Schweizer Rinderhäuser eröffnet. Die Nashornhaltung wurde flächenmäßig deutlich erweitert. Sie umfasst nun 2.500 qm2. Die Anlage kann in zwei eigenständig funktionierende Bereiche unterteilt werden. Das ist wie geschildert wichtig für mögliche Nachzuchterfolge bei den einzelgängerischen Spitzmaulnashörnern. Auf der Anlage entstanden zudem überdachte und damit wetterunabhängig nutzbare Futterunterstände sowie zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten. Gäste freuen sich über neue Aussichtsplattformen, Verweilmöglichkeiten und Info-Module zu den afrikanischen Großsäugern. Auch die historischen Blockhäuser von 1884 wurden saniert. Sie dienen als Innenstallungen. Die Baukosten betrugen rd. 2 Mio. Euro.
Nashornschützer werden – und „Team Nashorn Köln“ beitreten – schon mehrfach wurden Nashörner erfolgreich ausgewildert
Wer den Zoo beim Erhalt dieser Tiere unterstützen will, kann Mitglied im „Team Nashorn Köln“ werden. Der Zoo hat es zusammen mit dem World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland gegründet. Die Partnerschaft setzt auf zwei Ebenen an. So wird über die monatlichen Spenden der „Team Nashorn Köln“-Teilnehmer zum einen die Erhaltungszuchtarbeit im Kölner Zoo finanziert. Nachzuchten in Zoos sind essentiell für den Erhalt dieser Tiere. Bereits mehrfach konnten Spitzmaulnashörner, die in Zoos geboren wurden, erfolgreich ausgewildert werden.
Zum anderen kommen die Gelder WWF-Projekten zum Schutz der Nashörner in ihrem natürlichen Lebensraum zugute. Gefördert wird u.a. die Arbeit von Wildhütern in Schutzgebieten. Treiber der Wilderei ist die hohe Nachfrage nach Nashornhorn zum Beispiel als vermeintliches Medikament – v.a. in Vietnam und China. Dort arbeitet der WWF mit Ärzten, Universitäten und Politik daran, die Nachfrage nach dem Horn der Nashörner langfristig zu reduzieren. Ziel ist unter anderem, dass die nächste Generation von Ärzten der traditionellen Medizin kein Nashornhorn mehr als Medikament empfiehlt.
Wer im „Team Nashorn Köln“ mitmachen will: Informationen und Anmeldemöglichkeit unter www.wwf.de/spenden-helfen/wwf-zoo-kooperationen/team-nashorn-koeln
Nashornschutz dringend notwendig
Der Kölner Zoo unterstützt zusätzlich ein weiteres Nashornschutzprojekt im afrikanischen Staat Eswatini (ehemals Swasiland). Dort fördert er seit 2009 den Partner „Big Game Parks“, die offizielle Naturschutzbehörde des Landes, beim Kampf gegen Wilderei oder der Identifizierung neuer Schutzgebiete. Wie wichtig effektiver Nashornschutz ist, zeigen folgende Zahlen. Die Weltnaturschutzunion IUCN hat 2022 aktuelle Bestandszahlen für Nashörner veröffentlicht. Auf dem afrikanischen Kontinent sind die Bestandszahlen der verschiedenen Nashörner-Arten weiter gesunken. Ende 2021 gab es in ganz Afrika nur noch etwa 22.000 der ikonischen Dickhäuter, darunter rd. 6.000 Spitzmäuler. Der Rückgang betraf v.a. Breitmaulnashörner. Bei den Spitzmaulnashörnern ist die Tendenz – Gott sei Dank – leicht ansteigend. V.a. Lebensraumzerstörung und Bejagung wegen ihres Horns setzen den Pflanzenfressern massiv zu. Die verschiedenen Initiativen vom WWF und dem Kölner Zoo setzen daher genau an dieser Stelle an.